University of Zurich - UZH · Neuropsychiatrie, Band 24, Nr. 3/2010, S. 151–160 Übersicht Review...

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University of Zurich Zurich Open Repository and Archive Winterthurerstr. 190 CH-8057 Zurich http://www.zora.uzh.ch Year: 2010 Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse der Emphathiefähigkeit Haker, H; Schimansky, J; Rössler, W Haker, H; Schimansky, J; Rössler, W (2010). Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse der Emphathiefähigkeit. Neuropsychiatrie, 24(3):151-160. Postprint available at: http://www.zora.uzh.ch Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. http://www.zora.uzh.ch Originally published at: Neuropsychiatrie 2010, 24(3):151-160.

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University of ZurichZurich Open Repository and Archive

Winterthurerstr. 190

CH-8057 Zurich

http://www.zora.uzh.ch

Year: 2010

Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse derEmphathiefähigkeit

Haker, H; Schimansky, J; Rössler, W

Haker, H; Schimansky, J; Rössler, W (2010). Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse der Emphathiefähigkeit.Neuropsychiatrie, 24(3):151-160.Postprint available at:http://www.zora.uzh.ch

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Haker, H; Schimansky, J; Rössler, W (2010). Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse der Emphathiefähigkeit.Neuropsychiatrie, 24(3):151-160.Postprint available at:http://www.zora.uzh.ch

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© 2010Dustri-Verlag Dr. Karl FeistleISSN 0948-6259

Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse der Empathiefähigkeit

Helene Haker, Jenny Schimansky und Wulf Rössler

Forschungsbereich Klinische und Soziale Psychiatrie, Psychiatrische Universitäts-

klinik Zürich

Neuropsychiatrie, Band 24, Nr. 3/2010, S. 151–160 Übersicht Review

Schlüsselwörter:

Autismus – Resonanz – Schizophrenie

– Spiegelneuronensystem – Zweit-Perso-

nen-Perspektive

Keywords:

autism – resonance – schizophrenia –

mirror neuron system – second person

perspective

Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse der EmpathiefähigkeitDiese Übersicht beschreibt Prozesse, welche dem komplexen Phänomen der menschlichen Empathie zugrun-

Prozesse wie physiologische Anste-ckung und Handlungsspiegelung wer-den über das Spiegelneuronensystem vermittelt und stellen eine Grundlage für die Weiterverarbeitung sozialer Signale dar. Im sozialen Kontakt ent-steht damit auf der körperlichen Ebe-ne eine direkte Verbindung zweier In-dividuen. Diese Verbindung besteht auf der gleichzeitigen Aktivierung gemeinsamer motorischer Repräsen-tationen. Auf implizite Art werden die so geteilten Eindrücke durch indi-viduelle Assoziationen im limbischen und vegetativen System zu einem af-fektiven Zustand. Die hier beschrie-benen Prozesse werden Soziophysio-logie genannt. Durch kontrolliert-re-

auf die persönliche Innenwelt gerich-tete (Weiter-)Verarbeitung solcher sozialen Signale, entstehen schliess-lich explizite Repräsentationen des Bewusstseins von Anderen. Diese höhergradigen Prozesse nennen wir soziale Kognition. Durch das Zusam-menspiel der verschiedenen Prozesse entsteht das Phänomen der mensch-lichen Empathiefähigkeit.

Sociophysiology: basic processes of empathyThe aim of this review is to descri-be sociophysiological and social co-gnitive processes that underlie the complex phenomenon of human em-

such as physiological contagion and action mirroring are mediated by the mirror neuron system. They are a basis for further processing of so-cial signals and a physiological link between two individuals. This link comprises simultaneous activation of shared motor representations. Shared representations lead implicitly via individual associations in the limbic and vegetative system to a shared affective state. These processes are called sociophysiology. Further con-

-cessesing of those social signals leads to explicit, conscious representations of others’ minds. Those higher-order processes are called social cognition. The interaction of physiological and cognitve social processes lets arise the phenomenon of human empathy.

AbkürzungenMNS Mirror neuron system (Spiegelneuronensystem)ToM Theory of Mind

1. Einleitung

Die menschliche Empathiefähig-keit ist ein komplexes Phänomen, welches im letzten Jahrzehnt Fokus der sozialen Neurowissenschaften geworden ist. Die Wahrnehmung und Verarbeitung sozialer Signale, die sogenannte soziale Kognition bildete die Ausgangslage der Erforschung der Empathiefähigkeit. Das Erken-nen und Deuten von sozialen Stimu-li wie Gesichtsausdrücken oder das Nachdenken über mentale Zustände Anderer (Theory of Mind) wurden Schwerpunkte sozialkognitiver Un-tersuchungen. Psychische Erkran-kungen, die Veränderungen der so-zialen Interaktion als Kernsymptom haben, so z.B. die Schizophrenie oder der Autismus, boten sich als Modelle an, diese Phänomene zu untersuchen [3, 34, 70]. Es zeigte sich, dass bei den beiden genannten Krankheiten sozialkognitive Beeinträchtigungen messbar sind. So ist die Fähigkeit, die Individualität menschlicher Gesichter oder derer emotionaler Ausdruck zu erkennen bei beiden Erkrankungen vermindert. Auch die Theory of Mind (ToM), die Fähigkeit, mentale Zu-stände von Anderen (z.B. deren Ab-sichten) zu erkennen, ist bei beiden Erkrankungen eingeschränkt. Diese

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die soziale Behinderung bei beiden Krankheitsbildern betrachtet.Die Auseinandersetzung mit men-talen Zuständen Anderer kann ab-strakt, d.h. ohne direkten Kontakt zum Anderen erfolgen. Dies nennen wir die Dritt-Personen-Perspektive [14]. Die meisten sozial-kognitiven Paradigmen beruhen auf der Subjekt-Objekt-Sichtweise. Es handelt sich um die bewusste Auseinandersetzung mit sozialen Inhalten als Objekt, das sich in jemanden Hineindenken.Findet die Wahrnehmung und der Austausch sozialer Informationen im direkten Kontakt zweier Lebewesen statt, entsteht die sogenannte Zweit-Personen-Perspektive oder Subjekt-Subjekt-Perspektive [14, 61]. Die Zweit-Personen-Perspektive ermög-licht neben dem Austausch kogni-tiver Objektinformationen das Teilen von affektiven Zuständen, welche das Hineindenken um ein Hineinfühlen oder Mitfühlen ergänzen. Das Teilen von affektiven Zuständen beruht auf der gleichzeitigen Aktivierung physi-ologischer Regungen. Dieser Bereich sozialer Prozesse wird deshalb als Soziophysiologie bezeichnet.Das Zusammenwirken komplexer sozialkognitiver und soziophysiolo-gischer Prozesse resultiert in der Fä-higkeit zur Empathie. Es handelt sich dabei um ein wenig scharf umris-senes Konzept, welches die verschie-denen bekannten sozialen Prozesse vereint und zu einem ganzheitlichen sich in einen anderen Hineindenken und Hinein- und Mitfühlen führt [24, 26, 74]. In dieser Übersichtsarbeit möch-ten wir nach einer entwicklungs-geschichtlichen Betrachtung die grundlegenden Unterschied der bei-den Arten des Prozessierens des sich Hineindenkens (sozialkognitiv) und des sich Hineinfühlens (soziophysio-logisch) erläutern und dann den Fo-kus auf die noch weniger erforschten, soziophysiologischen Prozesse der Zweit-Personen-Perspektive legen. In einem weiteren Teil beleuchten wir dann diese Phänomene aus einem kli-nischen Blickwinkel und zeigen Be-

sonderheiten empathischer Prozesse bei psychischen Störungen auf.

2. Entwicklungsgeschicht-liche Betrachtung

Aus evolutionärer Perspektive sind sozialkognitive Prozesse junge Phä-nomene [17]. Das Leben in grösseren, sozial komplexen Gruppen, wie es sich z.B. bei Primaten entwickelt hat, stellte neue evolutionäre Anforde-rungen an das Gehirn, soziale Inter-aktionen zu verarbeiten und für sich nutzbar zu machen [29]. Das Leben in Gruppen bietet viele Vorteile: Am offensichtlichsten ist die Minimie-rung des Risikos, selber zur Beute zu werden durch erhöhte Vigilanz mehrerer Individuen und Verteilung des Risikos auf mehrere Gruppen-mitglieder. Ein weiterer Vorteil ist die Zunahme der Nahrungsmenge durch Kooperation beim Jagen und Sam-meln. Auf der anderen Seite der Glei-chung entsteht für das Individuum innerhalb der Gruppe ein Wettbewerb um die Ressourcen. Die Entwick-

eines Artgenossen zu verstehen, dient dem Mitglied einer sozialen Gruppe, die Vorteile des Gruppenlebens zu nutzen und die potentiellen Risiken zu minimieren. Die phylogenetisch späte Entwicklung der Verarbeitung sozialer Signale wi-derspiegelt sich in der menschlichen Ontogenese. Die empathischen Fähig-keiten sind erst im Erwachsenenalter voll ausgebildet. Die ersten Schritte eines Neugeborenen, Kontakt zu sei-ner sozialen Umwelt aufzunehmen ist der direkte Blickkontakt [31, 35, 64, 66]. Die Fähigkeit zur Imitation ermöglicht es einem Neugeborenen, die wahrgenommenen Gesichts-ausdrücke mit den entsprechenden eigenen affektiven Zuständen zur Deckung zu bringen und als Ge-fühlsrepräsentationen abzuspeichern [65]. Dies erlaubt dem Kind eigenes

-genübers zu verstehen, eine wesent-

liche Voraussetzung zur Entwicklung der Emotionsregulation [74]. Mit 18 Monaten entwickelt sich schrittweise eine triadische Repräsentation (Kind, Gegenüber und Objekt) und die Selbsterkennung im Spiegel [10, 77, 78]. In verschiedenen Schritten er-lernt das Kind bis zum Alter von 4-5 Jahren die Fähigkeit, in Grundzügen über geistige Vorgänge einer anderen Person nachzudenken, deren Intenti-onen und Bedürfnisse zu verstehen und sich gedanklich in die Situation dieser Person zu versetzen (Theory of Mind) [1, 34]. Damit beginnt ein Kind zwischen seinem eigenen Wis-sen, seinen eigenen Annahmen und Absichten und denjenigen Anderer zu differenzieren [3, 23, 39]. Mit 6-7 Jahren entwickeln sich sogenannte zweitgradige Repräsentationen (das Wissen, dass ein Anderer weiss, dass ein Dritter weiss), was wiederum die Grundlage bildet, zwischen Witz, Lüge und Ironie unterscheiden zu können. Die Fähigkeit einen Faux-pas zu erkennen, also ob jemand in ein ‚Fettnäpfchen‘ getreten ist, reift erst ab dem Alter von 9-11 Jahren, da es die gleichzeitige Repräsentati-on zweier fremder mentaler Zustände erfordert, und zwar den mentalen Zu-stand der Person, die den Fauxpas be-geht und der „geschädigten“ Person [1, 35]. Das feine Zusammenspiel dieser Prozesse reift in wechselnden sozialen Umgebungen über die Pu-bertät hinaus, und ist in einer stän-digen Entwicklung bis ins hohe Alter begriffen. Im Alter zeigt sich bei den empathischen Prozessen wie bei den meisten neurodegenerativen Prozes-sen zuerst ein Abbau der höher entwi-ckelten, komplexeren Funktionen: In einer eigenen Untersuchung konnten wir zeigen, dass bei älteren Menschen die sozialkognitiven Funktionen Ein-schränkungen zeigen können, noch bevor die ontogenetisch ältere Pro-zesse der Empathie wie Ansteckung durch Gähnen oder Lachen Anderer (s.u.) beeinträchtigt sind [45].

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3. Zwei Kernprozesse der Verarbeitung sozialer Sig-nale

Die beiden grundlegenden Verar-beitungsmodi sozialer Information, Hineindenken (sozialkognitiv) und Hineinfühlen (soziophysiologisch) werden im Gehirn in zwei anato-misch trennbaren Netzwerken auf unterschiedliche Weise prozessiert [56, 91]. Das Hineinfühlen erfolgt

-matische Weise, das Hineindenken

kontrollierte Weise [62, 84]. Wir be-schreiben die beiden Modi sozialer Verarbeitung anhand der Dualität von

--

sprechend der Übersicht von Satpute & Lieberman [84], s. Tabelle 1.

3.1. Automatische, reflexartige ProzesseDas evolutionär ältere System auto-

-fasst ein fronto-parietales Netzwerk einschliesslich Bereiche des tempo-ralen Kortex und der Basalganglien mit Efferenzen über die Insel ins lim-bische System zur Amygdala und über das anteriore Cingulum zum Hypo-thalamus ins vegetative System [62]. Dieses System verarbeitet die Stimuli

unbewusst. Es ist die Grundlage so-ziophysiologischer Prozesse. Rele-

vante Stimuli sind physische, sicht-bare Merkmale und Bewegungen anderer Lebewesen. Aktivität in die-sem System wurde unter anderem beim Erkennen von Gesichtern oder

-gungen nachgewiesen [12, 13]. Aber auch komplexere automatische Pro-zesse wie die intuitive Zuschreibung von Eigenschaften (Stigmatisierung) wird in diesem Netzwerk verarbei-tet [57]. Einen Teil der Areale dieses Netzwerks bezeichnet man als Spie-gelneuronensystem („mirror neuron system“, MNS, s. Abschnitt 4).

3.2. Kontrolliert-reflektierende ProzesseDas evolutionär jüngere System der

umfasst den lateralen und medialen

präfrontalen Kortex, den posterioren parietalen Kortex, sowie das rostrale und Teile des anterioren Cingulums [91]. Die von diesem System bearbei-teten Prozesse verlaufen kontrolliert, langsam und intentional, und fokus-sieren auf mentale Aspekte des Selbst und Anderer. Es ist die Grundlage so-zial-kognitiver Prozesse [92]. Bisher konnte Aktivitäten in diesem System beim Beobachten sozialer Interak-tionen [52, 54] bei ToM-Prozessen [12, 34], bei der Bewertung eigener Annahmen und Meinungen und bei selbst-referenziellen z.B. autobiogra-

phischen Gedächtnisprozessen [54] nachgewiesen werden.

4. Soziophysiologie

4.1. Das Spiegelneuronensys-temAnfang der 1990er Jahre wurden bei Einzelzellableitungen im prä-motorischen Kortex (Areal F5) bei Makaken Zellen registriert, die über ihre Projektion in primär motorische Areale der eigenen Bewegungsiniti-ierung dienten, die aber auch bei der blossen Beobachtung der gleichen Bewegung eines Artgenossen Akti-vität zeigten [28, 40, 41, 76]. Diese Zellen spiegeln nicht nur die Hand-lungsplanung eines Artgenossen (da-her die Bezeichnung als Spiegelneu-rone), sondern sie dienen auch der Koppelung des sensorischen (haupt-sächlich visuellen) Reizes mit dem dazugehörigen motorischen Mustern. In der englischen Terminologie wer-den für dieses Phänomen die Begriffe „observation-execution“- oder „per-ception-action“-Mechanismus ver-wendet [74], das Spiegelneuronen-system wird „mirror neuron system“ genannt, kurz: MNS. Spiegelneurone stellen auf einer körperlichen Ebene eine Verbindung zwischen eigenen motorischen Repräsentationen und solchen eines Gegenübers her, so-genannte „shared representations“. Es wird zwischen strikt kongruenten und breit kongruenten Spiegelneu-ronen unterschieden. Erstere sind nur bei absoluter Übereinstimmung von beobachteter Bewegung und eigenem motorischem Muster aktiv; letztere, welche den weitaus grösseren Teil ausmachen, werden auch aktiviert, wenn die beobachtete Bewegung nicht vollkommen kongruent zur ei-genen Bewegungsplanung ist, oder nur ein Teil einer Bewegung beo-bachtet wird, diese jedoch das gleiche Ziel der geplanten Handlung hat [50]. So dient der Mechanismus der Wahr-nehmungs-Bewegungs-Spiegelung im direkten Kontakt mit einer Zweit-

phylogenetisch alt phylogenetisch jung

schnell langsam

parallel seriell

z.T. unbewusst bewusst

nonverbal verbal

spontan intendiert

erlebt als „von aussen gegeben“ erlebt als „selbst generiert“

Repräsentation symmetrischer Beziehungen: Subjekt – Subjekt

Repräsentation asymmetrischer Beziehungen: Subjekt – Objekt

Tabelle 1: Duale Prozess-Struktur: Vergleich der Prozessarten

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person über die simple Bewegungs-Wahrnehmung hinaus der intuitiven Antizipation der Handlung eines An-deren und damit dem intuitiven Ver-stehen der Handlung oder sogar dem Verstehen der Handlungs-Absicht eines Gegenübers. Begünstigt wird das Einordnen einer Bewegung in ein Handlungskonzept und damit das Deuten der Absicht durch die Über-schneidung des beobachteten mit ei-genem motorischem Repertoire [15, 72, 89]. Dieses kann durch Übung differenziert und damit die Spiegel-neuronenaktivität moduliert werden [20, 32]. Eine grosse Anzahl von Stu-dien hat gezeigt, dass auch Menschen über ein MNS verfügen [75]. Dieses Netz umspannt – hauptsächlich durch visuelle Afferenzen, d.h. okzipital ge-speist – den mittleren temporalen Gy-rus und superioren temporalen Sulcus (Gesichtererkennung und Detektion biologischer Bewegungen) den infe-riorem frontalen Gyrus (senso-moto-rische Koppelung) und den inferioren parietalen Lobulus (Unterscheidung zwischen eigen- und fremd-initiierter motorischer Aktivität sowie Erken-nung des Ziels der Handlung) [21, 58, 73].

4.2. Mimetische Prozesse: Mi-mikry und EmulationDie durch das MNS vermittelten Prozesse des Nachahmens – soge-nannte mimetische Prozesse – führen zu einer Abstimmung des Verhaltens zwischen Beobachter und Gegenü-ber. Dieser Weg dient nicht nur dem intuitiven Verstehen sondern auch dem sozial vermittelten Lernen. Die im Folgenden beschriebene Reihe mimetischer Prozesse, Mimikry, Imi-tation und Emulation sind kontinuier-liche Prozesse zunehmender Kom-plexität, die evolutionär auseinander hervorgingen [50, 94]. Die Verarbeitung visueller sozialer Signale durch das MNS kann mittels eines zwei-Weg-Modells beschrieben werden: Die Aktivität sekundär-visu-eller Areale im mittleren Temporal-lappen (mittlerer temporaler Gyrus

und superiorer temporaler Sulcus) kann ohne weitere Prozessierung über das prämotorische Zentrum des MNS (inferiorer frontaler Gyrus) eine mo-torische Antwort generieren. Dieses

Imitationsprodukt wird Mimikry ge-nannt. Am anderen Ende des Spek-trums mimetischen Verhaltens steht die Emulation, bei welcher ein Indi-viduum zuerst im inferioren Parietal-lappen ein teleologisches Verständnis einer Handlung gewinnt, d.h. deren Ziel erkennt, um dieses Ziel unab-hängig vom beobachteten Weg, mit eigenen Mitteln auf bewusste Weise nachzuahmen [53]. Auch im Kontinu-um mimetischer Prozesse entdecken wir wieder die Polarität der automa-

-

Der Begriff Mimikry oder Nachah-mung stammt aus dem Tierreich. In diesem Kontext bezeichnet man da-mit die äusserliche Anpassung eines Tieres an seine nicht-soziale Umwelt, dass es vom Feind nicht mehr erkannt und seine Überlebenschance erhöht wird. In der Sozialpsychologie wird mit diesem Begriff das automatische und unbewusste Nachahmen von bedeutungslosen kinematischen Mu-stern oder Gesten bezeichnet. Char-trand und Bargh prägten für dieses Phänomen den Begriff des Chamä-leon-Effekts [22]. Wir kennen diesen Effekt aus dem Alltag, wenn wir in einem Gespräch unbewusst die Sitz-position des Gegenübers einnehmen, seine Haltungsänderungen überneh-men und seinen Tonfall annehmen oder einzelne Worte mitsprechen. Im

Anpassung an die Umgebungsbe-dingungen beim eben beschriebenen Effekt des Mimikry, dient bei der Ansteckungeines Individuums als konkreter Sti-mulus für eine identische, mehr oder weniger stereotype Reaktion seines Gegenübers. Ansteckung durch La-chen oder Gähnen sind alltägliche Beispiele für dieses Phänomen [60].

Bedeutsamkeit von übereinstim-

menden Körperpositionen innerhalb einer sozialen Situation hingewiesen als ein typisches Gruppenphänomen, welches einem Beobachter die Ähn-lichkeit oder Übereinstimmung hin-sichtlich Ansichten oder Rollen zwi-schen Teilnehmern aufzeigen kann. In den 1980er Jahren untersuchten eine Reihe von naturalistischen Stu-dien die Folgen von Mimikry. Sie zeigten auf, dass kongruente Körper-haltungen und Gesten zwischen In-dividuen mit erhöhten Gefühlen von Nähe einhergingen [6] Chartrand & Bargh führten 1999 eine der ersten experimentellen Studien zu Mimikry durch. Ihre Ergebnisse machten deut-lich, dass Mimikry auch unter einan-der unbekannten Individuen auftritt, ohne den Individuen bewusst zu wer-den, und dass die Art des nachzuah-menden Verhaltens keine Rolle spielt. Auf diesem Weg erhöhen sich die so-zialen Bande bei der gemeinsamen Aktivierung kinematischer Muster (z. B. Tanzen), ohne ein eigentliches Ziel zu haben. Individuen mit hoher selbsteingeschätzter Empathie zeigen mehr Mimikry als andere. Und Indi-viduen, die viel Mimikry zeigen, wer-den vom Gegenüber als angenehmer und sympathischer und die Konver-sation als reibungsloser eingeschätzt [22, 59, 88, 93]. Die Imitation ist die bewusste Nach-ahmung einer Handlung. Es handelt sich dabei um einen sozialen Lern-prozess, in dem ein Individuum ein Teil des ihm zuvor unbekannten Ver-haltensrepertoires eines Gegenübers nachmacht und dadurch erlernt [16, 18, 65, 66]. Diese Funktion ist nur bei wenigen, hoch entwickelten Tierarten zu beobachten. Die zu imitierenden Handlungen sind auf einem Kontinu-um angesiedelt und reichen von sehr einfachem Verhalten bis hin zu hoch-komplexen Verhaltenssequenzen. Als Emulation bezeichnet man die auf ein gleiches Ziel gerichtete Nach-ahmung eines Verhaltens, wobei die Art der Erreichung des Ziels mit der beim Modell beobachteten Vorge-hensweise nicht identisch sein muss (beispielsweise Greifen von Essen mit

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der Hand oder mit einem Werkzeug) [19, 90]. Im Gegensatz zur Mimikry, welches über eine direkte Verbindung von visuellem Stimulus und entspre-chendem motorischen Muster zustan-de kommt, benötigt die Emulation das Erkennen des intendierten Ziels, was dessen vorbestehende Repräsentation erfordert, und plant darauf eine neue Handlung zu dessen Erreichung [46]. Die Koppelung zwischen Erkennen und Handeln erfolgt bei der Mimikry auf kinematischer Ebene (passendes motorisches Muster), bei der Emula-tion auf der Ebene des Verständnisses des durch die beobachtete Handlung intendierten Ziels. Entsprechend der oben genannten Dualität von Prozess-Arten, entspricht die Mimikry einem

die Emulation einem kontrollierten,

soziophysiologischen Prozesse.

Unterscheidung dieser beiden Pole

mimetischer Prozesse beim Autis--

zite bei spontaner sozialer Mimikry, -

men kinematischer Muster. Es gibt jedoch Hinweise dafür, dass sie bei der intellektuell gesteuerten Form der Nachahmung, der Emulation, durch-aus soziale Nachahmung zeigen. Wie

Prozesse durch kontrollierte ersetzt werden, mögen diese der Zielerrei-chung dienen, gehen jedoch übli-cherweise mit erhöhtem Energie- und Zeitaufwand einher [46].

5. Emphatie

Das Phänomen, sich in ein Gegenü-ber hineinversetzen zu können, seine affektiven Zustände mit zu erleben (Hineinfühlen) und seine subjektive Situation mit zu verstehen (Hinein-

denken), nennen wir in der Umgangs-sprache Empathie. Wie eingangs an-gedeutet, handelt es sich dabei um ein Produkt aus dem Einsatz verschie-dener kognitiver und physiologischer Fähigkeiten [25, 86]. Verschiedene Forschungsansätze betrachten unter-schiedliche empathische Fähigkeiten und gewichten diese unterschiedlich [11]. In einem möglichst umfas-senden Modell möchten wir diese verschiedenen Funktionsbereiche in ihrem Zusammenhang aufzeigen. Abbildung 1 zeigt die verschiedenen funktionellen Domänen, die zum Produkt Empathie beitragen: Sozio-physiologische Prozesse, vermittelt durch das MNS, bilden einen soge-nannten „bottom up“ Eingang für so-ziale Signale, welche den Affekt über das limbische und das vegetative

können diese beiden Systeme auch von sozialkognitven Prozessen „top down“ moduliert werden. Die einzel-

Abbildung 1: Die verschiedenen Komponenten der menschlichen Empathifähigkeit und ihre anatomischen Korrelate.

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nen Komponenten der empathischen Reaktion können motorische, ve-getative, emotionale, affektive (d.h. Kombination aus emotionaler und vegetativer Empathie) und kognitive Empathie genannt werden [1, 11]. Entsprechend unserem Fokus auf die soziophysiologischen Prozesse erläu-tern wir im Folgenden die soziophy-siologischen empathischen Prozesse etwas mehr im Detail.

5.1. Motorische Empathie oder ResonanzWie bereits oben erwähnt, dient der Mechanismus der automatischen Wahrnehmungs-Bewegungs-Spiege-lung im MNS über die simple Be-wegungs-Wahrnehmung hinaus der intuitiven Antizipation der Handlung eines Anderen und damit dem intui-tiven Verstehen der Handlung oder sogar dem Verstehen der Handlungs-absicht eines Gegenübers [37]. Die Efferenzen des MNS über die Insel zum anterioren Cingulum und über den Hypothalamus ins vegetative System vermitteln als Assoziationen zu motorischen Mustern entspre-

wie z.B. Schmerz [87], Ekel [95] oder Müdigkeit bei der Ansteckung durch Gähnen [60]. Efferenzen ins limbische System zur Amygdala und dem Gyrus parahippocampalis er-lauben, durch eine Zweitperson ak-tivierte motorische Repräsentationen mit entsprechenden eigenen Erinne-rungen und deren emotionalen Va-lenzen zu assoziieren.Mittels dieser Efferenzen ins lim-bische und vegetative System können neben den rein motorischen und hand-lungsbasierten Inhalten auch komple-xere affektive Zustände gespiegelt, mit dem Gegenüber geteilt werden. Diesen motorischen Effekt, der sich auf vegetatives und emotionales

motorische Empathie oder Resonanz [11, 27, 44]. Diese Fähigkeit affektive Zustände anderer Menschen zu spie-geln bildet eine Grundlage, Zustän-de andere Menschen nachvollziehen

und in ihrem Kontext verstehen zu können. So geht heute eine Theorie – die sogenannte Simulations-Theorie – davon aus, dass die Resonanz eine Grundvoraussetzung für die Entwick-lung von sozialkognitiven Funktionen wie z.B. der ToM ist. Diese Simula-tions-Theorie beschreibt die Entste-hung sozialer Metarepräsentation über den Mechanismus der inneren Simulation mittels senso-motorischer Koppelung, wie sie im MNS entsteht [5, 38]. Die entgegengesetzte Theo-rie-Theorie geht davon aus, dass die soziale Metarepräsentation auf dem Boden eines genuinen theoretischen Verständnisses sozialer Situationen, einer Fähigkeit zur Metarepräsentati-on, also a priori „top down“, entsteht [2, 67]. Tatsache ist, dass im Alltag, sowohl direkter sozialer Kontakt mit der Möglichkeit den affektiven Aus-druck (z.B. Mimik) eines Gegenübers direkt wahrzunehmen („bottom up“) , als auch das reine Nachdenken („top down“) über eine Person in ihrer besonderen Situation zum Endpro-dukt der Empathie führen kann. Das heisst, dass sämtliche empathische Funktionen sowohl durch reine „bot-tom up“, als auch durch alleinige „top down“ Stimulation angeregt werden können. In der Regel ist es aber ein Zusammenspiel beider Verarbei-tungsmodi, welche die im direkten Kontakt aktivierten Regungen in ei-nen Kontext einordnen [67]. Wesent-licher Bestandteil einer funktionellen empathischen Reaktion ist die Fähig-keit, die durch Spiegelung aktivierten affektiven Zustände als fremd-gene-riert einzuordnen. Parietale Struk-turen (u.a. der inferiore parietale Lobulus) sind für eine intakte Selbst-Fremd-Abgrenzung verantwortlich. Diese ermöglichen es uns, auch un-angenehme Situationen Anderer em-pathisch miterleben und aushalten zu können. Eine unzureichende Fremd-Zuordnung unangenehmer gespiegel-ter Affekte würde zu einer dysfunk-tionalen persönlichen Stressreaktion führen und den evolutionären Nutzen der Resonanz in Frage stellen.

6. Psychopathologie

Die Erforschung sozialer Prozesse bei psychischen Erkrankungen, die mit verändertem sozialem Kontaktverhal-ten einhergehen, öffnet Einsichten in die sozialen Funktionsbereiche sowie in die Besonderheiten der genannten Erkrankungen.

6.1. SchizophrenieMangelndes soziales Interesse mit entsprechendem Rückzug sowie Schwierigkeiten, mit Anderen in Kontakt zu kommen sind prominente Symptome von Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis. Diese der Negativsymptomatik zuzu-ordnenden Symptome werden durch Fehlinterpretationen sozialer Gege-benheiten in Form von (z.B. parano-idem) Wahn oder Schwächung der Ich-Grenze im Rahmen von Positiv-symptomatik ergänzt [71]. Sozialko-

-phrenie schon seit den 1990er Jahren bekannt und erforscht [33, 71]. Auf allen Ebenen sozialkognitiver Ver-arbeitung sind Einschränkungen zu

-erkennung, der TOM, der sozialen Kontextverarbeitung und der sozialen Attribution [7, 8, 30, 69, 80]. Eine Besonderheit schizophrener Erkran-kungen ist das Phänomen einer subtil veränderten sozialen Rapports bereits in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung [9, 55]. Auch wenn an-

vorliegen, kann diese feine Verände-rung diagnostische Hinweise liefern. H.C. Rümke beschrieb dieses Phäno-men 1943 als Präcoxgefühl: „ … Bei der kürzesten Untersuchung bemerkt der Arzt bereits, dass die Einfühlung fehlen lässt. Dabei geht es nicht nur um das Einfühlen des Affektes des Kranken, aber um das Nichtinkon-takttretenkönnen mit seiner Persön-lichkeit als Ganzes. Deutlich bemerkt man, dass dies durch etwas im Kran-ken geschieht. Der an Schizophrenie erkrankte Mensch ist aus der Ge-meinschaft der Menschen geraten. Es

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Soziophysiologie: Grundlegende Prozesse der Empathiefähigkeit 157

ist keine Störung im Gefühlsleben, die Störung betrifft etwas, was die Relation zwischen den Menschen bestimmt. Das Inkontakttreten der Menschen untereinander geschieht nicht als gewollte Tat, sondern nur instinktiv. Die Abschwächung dieses Instinktes, das der Verfasser Annä-herungsinstinkt nennt, ist vielleicht das fundamentellste Symptom der Schizophrenie. Öfter ist das Präcox-gefühl schon erweckt worden, bevor man einige Worte mit dem Patienten gewechselt hat [81]. Bei Betrach-tung mit blossem Auge zeigen sich bei Schizophreniekranken deutliche

in Form von mangelnder Ansteckung durch Lachen und Gähnen [44] . Wir sehen diese verminderte Resonanz als Korrelat von Rümkes Präcoxge-fühl. Mit sensitiveren Methoden, z. B. einem Elektromyogramm, können bei Schizophreniekranken Aktivie-rungen der mimischen Muskulatur während des Betrachtens emotional gefärbter Gesichtsausdrücke gemes-sen werden [82]. Dies spricht für eine intakte Reizaufnahme über das Spie-gelneuronensystem bei reduzierter motorischer Reaktion. Diese Befunde passen zur subjektiven Einschätzung der eigenen Empathiefähigkeit von Schizophreniekranken. Diese be-schreiben sich als weniger geübt in der kognitiven Perspektivübernahme aber genauso stark empathisch be-rührbar wie sich Gesunde einschätzen [44]. Die mangelnde Sichtbarkeit der empathischen Betroffenheit dürfte die emotionale Interaktion bremsen und so die soziale Isolation der Be-troffenen verstärken.

6.2. Frühkindlicher Autismus und Asperger SyndromDas vereinigende Merkmal von frühkindlichem Autismus und dem Asperger Syndrom sind entwick-

-alen Interaktion [3, 4]. Die meisten Formen von frühkindlichem Autis-mus gehen mit einer intellektuellen Minderbegabung einher und dürften Ausdruck einer mehr oder weniger

breiten Entwicklungsstörung sein. Eine autistische Entwicklungsstö-rung geht immer mit einer Sprachent-wicklungsstörung einher. Im Gegen-satz dazu geht das Asperger Syndrom oft mit einer höheren intellektuellen

einer normalen Sprachentwicklung einher [83]. So betrachten wir die Besonderheiten eines Asperger Syn-droms eher als eine Art einseitige Be-gabung denn als Behinderung. Bei-den Störungsbildern gemein ist eine Einschränkung kognitiver sozialer Fähigkeiten, insbesondere der ToM [3, 36]. Im Bereich der sozio-phy-siologischen Fähigkeiten zeigt sich

bei Imitationsaufgaben [51, 79, 96]. Diesem Kontext entsteht die soge-nannte „broken mirror“ Hypothese, welche ein dysfunktionales MNS postuliert. In wieweit Motivations-probleme sowie das vermeiden der direkten Betrachtung sozialer Stimuli (z.B. Augen) diese Ergebnisse be-

Syndrom gibt es neuerdings Hinwei-se auf eine veränderte Prozessierung visueller Signale im MNS [47]. Diese sogenannte „unbroken mirror“ Hypo-

bei intakter zielgerichteter Imitation (Emulation). D.h. Bewegungen oder Handlungen können bei klarem Ziel der Bewegung/Handlung imitiert werden, weniger gut jedoch, wenn es sich um eine sinn- oder ziellose Be-wegung handelt. Demnach dürfte z. B. das rhythmische Mit-wippen zur Musik einem Menschen mit Asperger Syndrom schwer fallen, wohingegen das zielgerichtete Imitieren der Ver-wendung eines Werkzeugs mit weni-ger Schwierigkeiten verbunden sein sollte. Über diesen expliziten Weg der zielgerichteten Nachahmung, die Emulation können auch Menschen mit autistisch eingeschränkten sozi-alkognitiven Fähigkeiten soziale Pro-zesse zu verstehen lernen. Wie jede Art expliziter Reizverarbeitung sind auch diese Prozesse aufwändiger, langsamer und störungsanfälliger

und unterscheiden sich qualitativ von natürlicher automatisierter, impliziter sozialer Interaktion [84].

6.3. Emotional-Instabile Stö-rung und PTBSIn einer eigenen Untersuchung erho-ben wir die empathische Resonanz bei Patientinnen mit einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline Typ. Die Resultate wiesen auf eine zu Extremen tendie-rende Resonanzfähigkeit bei intak-ten sozialkognitiven Funktionen hin. Jüngere Patientinnen mit kürzerer Krankheitsgeschichte zeigten verstär-kte Resonanz, d.h. überschiessende Ansteckung [43]. Ältere Patientinnen mit längerer Krankheitsgeschichte zeigten eine verminderte Resonanz. Die Resonanzfähigkeit korreliert in dieser Patientengruppe positiv mit dem sozialen Funktionsniveau. Auch Patienten, die an einer posttrauma-tischen Belastungsstörung (PTBS) leiden zeigen eine verminderte Reso-nanzfähigkeit [68]. Wir nehmen an, dass chronischer Stress bei beiden Krankheitsbildern einen negativen

hat.

6.4. PsychopathieDer Begriff der Psychopathie, wel-cher der deutschsprachigen Psychiat-riegeschichte entstammt, wird heut-zutage in einem der amerikanischen Psychiatrie entstammenden Konzept gebraucht. Als psychopathisch wer-den in diesem Zusammenhang dieje-nigen Menschen mit antisozialer oder dissozialer Persönlichkeit bezeichnet, welche sich durch besondere Kalt-herzigkeit auszeichnen [48, 63]. Das sprichwörtliche über Leichen Gehen beschreibt die fehlende Resonanz-fähigkeit dieser Menschen. Mit der bereits oben erwähnten Methode, der Ansteckung durch Gähnen und durch Lachen, konnten wir bei einer Grup-pe verurteilter Straftäter mit psycho-pathischen Wesenszüge (erfasst mit der Psychopathie Checkliste [49])

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praktisch keinerlei Resonanz erfassen

Zusammenhang mit sozialkognitiven -

legentlich zu beobachtenden ausge-prägten manipulativen Fähigkeiten dieser Menschen, welche intakte so-zialkognitive Funktionen vorausset-zen. Wir nehmen an, dass eine primär verminderte MNS Aktivität Grund-lage dieser Kaltherzigkeit ist. Das Ausführen grausamer Gewalttaten an Lebewesen ist bei intakter MNS Akti-vität und empathischem Schmerzmit-

unterscheiden diese scheinbar feh-lende Hemmung, anderen Schmer-zen zuzufügen von kontextbezogener veränderter Gewaltschwelle, wie sie z.B. in Krieg- oder Kampfsituationen durch kognitive „top down“ Kontrolle auch bei ansonsten normal empathie-fähigen Menschen auftreten kann.

7. Zusammenfassung

In dieser Übersicht haben wir Pro-zesse vorgestellt, welche dem kom-plexen Phänomen der menschlichen Empathie zugrunde liegen. Automa-

-siologische Ansteckung und Hand-lungsspiegelung werden über das Spiegelneuronensystem vermittelt und stellen eine Grundlage für die Weiterverarbeitung sozialer Signale dar. Im sozialen Kontakt entsteht also auf der körperlichen Ebene eine direkte Verbindung zweier Individu-en. Diese Verbindung besteht auf der gleichzeitigen Aktivierung gemein-samer motorischer Repräsentationen. Auf implizite Art werden die so ge-teilten Eindrücke durch individuelle Assoziationen im limbischen und ve-getativen System zu einem affektiven Zustand. Die hier beschriebenen Prozesse fassen wir mit dem Begriff Soziophysiologie zusammen. Durch

-ferentielle, d.h. auf die persönliche Innenwelt gerichtete (Weiter-)Ver-arbeitung solcher sozialen Signale,

entstehen schliesslich explizite Re-präsentationen des Bewusstseins von Anderen [1, 12]. Diese höhergradigen Prozesse werden soziale Kognition genannt. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Prozesse entsteht das Phänomen der menschlichen Em-pathiefähigkeit.Wir möchten an dieser Stelle noch einmal auf die neutrale Wertigkeit des Begriffs Empathie hinweisen. Er bezeichnet das ganzheitliche Wahr-nehmen, Verstehen und Miterleben eines anderen Menschen. Dies kann sowohl positiv wie auch negativ ge-nutzt werden. Wie das zuletzt be-schriebene pathologische Beispiel der Psychopathie zeigt, kann das scharfsinnige sich in andere Hinein-versetzen durchaus zu Ungunsten des Gegenübers, nämlich zu seiner Ma-nipulation benutzt werden. Zudem handelt es sich bei den vorgestellten Prozessen um Fähigkeiten, die sofern in einem Menschen angelegt, nicht notwendigerweise auch im Alltag eingesetzt werden müssen. Auch ein

-xion befähigter Mitmensch bedarf der Motivation, diese Fähigkeiten im sozialen Kontakt auch einzusetzen.

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Dr. med. Helene HakerPsychiatrische Universitätsklinik Zü[email protected]