Alles klappt - ac-strasbourg.fr · Donner sens aux traces laissées par les déportés, chercher la...

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Alles klappt Alles klappt A A A Ondřej Adámek création française Alles klappt (2018) t t musique Ondřej Adámek livret et mise en scène Katharina Schmitt direction musicale Ondřej Adámek scénographie et costumes | Patricia Talacko dramaturgie | Götz Leineweber coaching vocal | Caroline Scholz Ott soprani | Landy Adriamboavonjy, Thérese Wincent, Olga Siemienczuk ténor | Steve Zheng barytons | Dominic Kraemer, Tobias Müller-Kopp percussions | Miguel Ángel Garcia Martin, Jeanne Larrouturou spectacle en allemand surtitré en français Durée 1h15 À partir de la Première / Lycée Tout va bien… Sur scène, des archivistes récolent une collection de lettres, de cartes postales et d’objets du Musée juif de Prague. Donner sens aux traces laissées par les déportés, chercher la vie partout où elle a pu subsister, tel est l’angle choisi par le compositeur tchèque, qui pose ainsi son regard sur l’histoire des camps de la Seconde Guerre mondiale mais aussi celle de sa propre famille à travers les témoignages de son grand-père. Une écriture musicale saisissante, qui procède de façon pointilliste et progressive, comme pour circonscrire prudemment un sujet insupportable. Un opéra de chambre créé à la Biennale de théâtre musical de Munich en 2018 et donné en création française. séance scolaire ven 4 oct — 10h ven 4 oct — 18h30 sam 5 oct — 18h30 TNS — salle Gignoux

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Alles klapptAlles klapptAlles klapptAlles klapptAlles klapptOndřej Adámek

création françaisecréation française

Alles klappt (2018)Alles klappt (2018)Alles klappt

musique Ondřej Adámeklivret et mise en scène Katharina Schmitt

direction musicale Ondřej Adámek

scénographie et costumes | Patricia Talackodramaturgie | Götz Leineweber

coaching vocal | Caroline Scholz Ott

soprani | Landy Adriamboavonjy, Thérese Wincent, Olga Siemienczuk

ténor | Steve Zhengbarytons | Dominic Kraemer, Tobias Müller-Kopp

percussions | Miguel Ángel Garcia Martin, Jeanne Larrouturou

spectacle en allemand surtitré en français

Durée 1h15

À partir de la Première / Lycée

Tout va bien… Sur scène, des archivistes récolent une collection de lettres, de cartes postales et d’objets du

Musée juif de Prague. Donner sens aux traces laissées par les déportés,

chercher la vie partout où elle a pu subsister, tel est l’angle choisi par le compositeur tchèque, qui pose

ainsi son regard sur l’histoire des camps de la Seconde Guerre mondiale mais aussi celle de sa propre famille à

travers les témoignages de son grand-père. Une écriture musicale saisissante, qui procède de façon

pointilliste et progressive, comme pour circonscrire prudemment un sujet insupportable. Un opéra de chambre créé à la Biennale de théâtre musical de

Munich en 2018 et donné en création française.

séance scolaireven 4 oct — 10h

ven 4 oct — 18h30 sam 5 oct — 18h30

TNS — salle Gignoux

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Es war nicht immer angenehm oder lustig, sich mit diesem Material, das auf einer Seite unwahr ist und zum anderen aus einer schrecklichen Zeit kommt, so lange zu beschäftigen. Eine kreative Arbeit an einem Werk ist auch eine vielleicht unbewusste persönliche Arbeit an sich selbst. Das Thema des Festivals hat mich motiviert, Material oder Themen, die ich normalerweise nicht bearbeiten würde, herauszubringen. (Ondřej Adámek)

Münchener Biennale 2018

Künstlerische Leitung: Daniel Ott & Manos Tsangaris

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Dossier ≫Alles klappt≪ Musiktheater von Ondřej Adámek und Katharina Schmitt

Inhaltsverzeichnis

1. Mitwirkende am Projekt 3

2. Produzent, Partner und Förderer 4

3. Projektbeschreibung 5

4. Pressestimmen 8

5. Biographien 13

6. Recherche- und Archivmaterial

6.1. Postkarten aus dem Nachlass der Familie von Ondřej Adámek 15

6.2. Treuhandstelle des Ältestenrat der Juden in Prag 16

7. Textfragmente des Librettos Alles klappt von Katharina Schmitt 18

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Ondřej Adámek (CZ), Katharina Schmitt (DE) Alles klappt Uraufführung 6. Juni 2018, 20 Uhr Residenztheater / Marstall

Spieldauer: ca. 75 Minuten Sprache: Deutsch mit englischen Übertiteln

1. Mitwirkende

Künstlerisches Team

Komposition, Musikalische Leitung: Ondřej Adámek Libretto, Regie: Katharina Schmitt Bühne, Kostüm: Patricia Talacko Licht: Gerrit Jurda Dramaturgie: Götz Leineweber Sprechcoach: Caroline Scholz Ott Englische Übersetzung aus dem Deutschen: Penny Black

InterpretInnen

Kathrin Zukowski (Sopran) Thérèse Wincent (Sopran) Landy Andriamboavonjy (Sopran) Steve Zheng (Tenor) Dominic Kraemer (Bariton) Tobias Müller-Kopp (Bariton) Jeanne Larrouturou (Percussion) Miguel Ángel Garcia Martin (Percussion)

Münchener Biennale

Technische Gesamtleitung: Werner Kraft Technische Projektleitung: Dieter Reeps, Thomas Mahneke Produktionsleitung: Nora Niethammer Musikalische Assistenz: Irina Roosz Regieassistenz: Hannes Köpke Gastspielplanung und Akquise: Maria Mosca

Residenztheater München

Bühnenmeister: Alexander Al Akkam, Klaus Kreitmayr Bühnentechnik: Robert Fitz, Paul Frammelsberger, Rene Hermann, Christian Klesz, Christian Lang, Peter Thomaß, Thomas Randelshofer, Rainer Zierer Stellwerk: Alexander Bauer, Thomas Friedl Requisite: Barbara Hecht, Maximilian Keller Garderobe: Petra Berglar, Dieter Jung

Aufführungsrechte beim Verlag: Babelscores, Paris www.babelscores.com

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2. Produzent, Partner und Förderer Kompositionsauftrag der Landeshauptstadt München zur Münchener Biennale, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung. Eine Produktion der Münchener Biennale in Kooperation mit dem Residenztheater München, der Theaterakademie August Everding und enoa (European Network of Opera Academies), unterstützt vom Creative Europe Programme der Europäischen Union. Gefördert vom deutsch/tschechischen Zukunftsfonds Die Uraufführung am 6.6.2018 wurde von dem Medienpartner der Münchener Biennale, dem BR-Klassik aufgezeichnet.

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3. Projektbeschreibung Alles klappt geht aus von Archivmaterial aus den 1940er Jahren aus dem Nachlass der jüdischen Familie der Mutter des Komponisten Ondřej Adámek. Einige von Adámeks Verwandten wurden in Konzentrationslagern deportiert und schickten von dort aus Briefe und Postkarten an Familienmitglieder zu Hause in Prag. Diese Briefe sind überraschend positiv formuliert und wurden zur ersten Inspirationsquelle des Librettos von Katharina Schmitt. Das zweite Ausgangsmaterial war der sogenannte Treuhandkatalog, den Adámeks Großvater für die Nazis anfertigen musste und in dem frei gewordene Wohnungen verschleppter jüdischer Familien zum Verkauf angeboten wurden. Mein Großvater wurde gezwungen für die Treuhandstelle zu arbeiten. Er übernahm die Aufgabe, dem jährlichen Report Form und Konzept zu geben, der von der Beschlagnahmung von Wohnungen jüdischer Menschen berichtete, darüber, wie die Wohnungen renoviert, alle Dinge darin sortiert und an zentralen Verteilungsstellen an nichtjüdische Deutsche gegeben wurden. Mein Großvater machte sich eine Kopie, die er vor den Nazis und den Kommunisten versteckte und die in den 90er Jahren das jüdische Museum in Prag erhielt. Der Bericht klingt sehr positiv: ALLES KLAPPT! AUS ALT WIRD NEU. Während seine Familie und Freunde deportiert wurden, bekam mein Großvater immer wieder Postkarten. Er schickte Geld und Päckchen. Meine Familie besitzt diese Postkarten immer noch. Viele davon sind aus Konzentrationslagern und berichten, sicher weil sie zensiert wurden, in ebenso positiven Worten: „Liebste Kinder. Sind gut angekommen. Schlafen gut. Warm. Seid unbesorgt! Konzerte und anderes. Laufend Pakete auf Zulassungsmarken. Kochgelegenheiten. Seid gesund! Ständig denke ich an Euch.“ (Ondřej Adámek) Ausgehend von der Propagandasprache des Katalogs und der Emotionalität der Briefe haben Schmitt und Adámek ein Stück über Trauma, Erinnerung und die Geschichte der Menschen im Verhältnis zur Geschichte der Dinge entwickelt. Die räumliche Metapher der Inszenierung für die Organisation von Erinnerung ist ein Archiv, in dem Gegenstände aus der Vergangenheit kategorisiert werden und in dem Gespensterstimmen die Archivisten besetzen. Wort für Wort, Phonem für Phonem entstehen musikalische Gesten zwischen Flüstern, rhythmischem Sprechen, Schreien und Singen. Unpersönliche Stimmen wiederholen sich mechanisch, unterbrechen und verfälschen gute Nachrichten von geliebten Verwandten, kurz vor deren Tod geschrieben. Die Toten erscheinen zunächst in menschlicher Gestalt, später dann in ihrer natürlichen Form: als Schrank, als Teppich, als Küchengerät. Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen.

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Inszenierungsfotos, Marstall im Residenztheater, Münchener Biennale (alle Fotos (c) Armin Smailovic)

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4. Pressestimmen KiM – Kultur in München

13.06.2018, Alles klappt

Hommage an die „Lebensfreude“ der Todgeweihten – „Alles klappt“ im Marstall (Kritik) Von Carolina Felberbaum Besuchte Vorstellung: 9. Juni 2018 Immer wieder rezensiert ein Treuhandverwalter: „Alles klappt!“ Doch so optimistisch wird es bei dieser Uraufführung nicht. „Alles klappt“ ist eines der wohl spannendsten Projekte, welches im Rahmen der Münchener Biennale 2018 für zeitgenössisches Musiktheater uraufgeführt wird. Trotz des zuversichtlichen Titels handelt es sich um ein sehr rohes Stück. Ein riesiger Erd- und Aschehaufen bedeckt den Boden des Marstalls in München. Der Zuschauer erkennt: Heute werden Dinge aus- und vergraben. Der tschechische Komponist und Musikalische Leiter Ondřej Adámek spielt selbst mit. Er inszeniert sich, in einem Wachhäuschen sitzend, auf die Bühne und singt sogar. Darunter pflegt eine Gruppe von Archivaren, in schlichten Einteilern bekleidet, im synchronen Rhythmus und sorgfältig penibel eine Sammlung. Die Archivare übernehmen, bewerten, erschließen und sichern Schriftgut. Dabei erfahren sie allesamt eine authentische Entfremdung. Das Musiktheater „Alles klappt“ basiert auf Archivmaterial des jüdischen Museums in Prag. Briefe, Postkarten und ein von Ondřej Adámeks Großvater mitgestalteter Treuhandkatalog werden als jüdisches Erbe im Marstall des Residenztheaters dem Münchener Publikum aufgezeigt. Thérèse Wincent und Kathrin Zukowski sind singende Sopran-Archivarinnen. Den einzigen Tenor besetzt Steve Zheng. Dominic Kraemer und Tobias Müller-Kopp geben den Bariton. Der Zuschauer sieht auf der Bühne Totenbeschwörungen. Eine qualmende Kiste offenbart Geheimnisse. Gegenstände, die berührt werden, erzählen auf einmal Geschichten. Die Archivare fassen die einzelnen Gegenstände an und begeben sich in die jeweilige Geschichte der ehemaligen Besitzer hinein. Allesamt haben sich die Akteure den Erinnerungen des Magazins ausgeliefert. Mit dem Aufsetzen einer alten Brille wird die Sopransängerin Landy Andriamboavonjy zur einstmaligen Trägerin. Die Gegenstände ergreifen Besitz über die Leiber der Archivare. Sie beginnen mit fremden Stimmen zu erzählen: „Liebste Kinder. Sind gut angekommen. Schlafen gut. Warm. Seid unbesorgt! Konzerte und anderes. Laufend Pakete auf Zulassungsmarken. Kochgelegenheiten. Seid gesund! Ständig denke ich an Euch.“ Fälschliche Hoffnung, trügerische Sicherheit. Um die Liebsten nicht mit der Wahrheit zu erschüttern. Es sind Geschichten der Trauer, der Ungewissheit, des Mutes und natürlich Geschichten der Flucht und Verfolgung. Die Regisseurin Katharina Schmitt, die auch das Libretto schrieb, lässt den Treuhandverwalter und das Überwachungshäuschen über die Szenerie des Bühnenbildes herrschen. Aber auch Geräusche spielen eine zentrale Rolle: Es werden Dinge ein- und wieder ausgepackt, man hört Folie reißen. Dieses Geräusch ist Teil der Komposition. Ausgepackt wird ein kleines, hübsches Akkordeon, eingepackt in einem Koffer. Sehr interessant und musik-dramaturgisch eine lobenswerte Glanzleistung.

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06.06.2018

Adámek-Uraufführung in München

Eigenwillig und eigenartig Jörn Florian Fuchs im Gespräch mit Eckhard Roelcke

"Alles klappt" – so heißt die neue Komposition des Tschechen Ondřej Adámek, die jetzt während der Münchener Biennale für zeitgenössisches Musiktheater ihre Uraufführung feierte. Dabei geht es um jüdisches Erbe und Totenbeschwörung.

Auf der Bühne im Marstall des Residenztheaters München sieht man Archivare, einen Treuhandverwalter und ein Überwachungshäuschen. Die Personen sehen trotz des optimistischen Titels "Alles klappt" eher pessimistisch aus, sagte im Deutschlandfunk Kultur unser Kritiker Jörn Florian Fuchs. Einerseits geht es um Archivmaterial des Jüdischen Museums in Prag, wo der Großvater von Ondřej Adámek gearbeitet hat. "Natürlich ahnt man schon, dass im Hintergrund der Inhaberinnen und Inhaber dieser Gegenstände Fluchtgeschichten stehen", so Fuchs.

Gegenstände erzählen Geschichten

Andererseits sieht der Zuschauer auf der Bühne Totenbeschwörungen. "Die Archivare, die wir auf der Bühne erleben, fassen die einzelnen Gegenstände an, und dann begeben sie sich in diese Geschichten hinein." Auch der Komponist spielt mit, er sitzt in einem Wachhäuschen auf der Bühne und singt sogar. Das sei sehr eigenwillig, manchmal auch eigenartig, so Fuchs. "Das ist unglaublich gut musikdramaturgisch in den ersten 30 bis 40 Minuten gestaltet. Da funktioniert jede Nuance."

Zum Schluss prätentiös

Auch Geräusche kommen zum Einsatz: Es werden Dinge ein- und wieder ausgepackt, man hört Folie reißen, dieses Geräusch sei Teil der Komposition. "Was ich ein bisschen schwierig finde, dass es sich über die 75 Minuten sehr erschöpft. Es haben sich die Themen erschöpft, und es ist musikalisch auch alles mindestens doppelt oder dreifach gehört worden." Zum Schluss werde es etwas prätentiös, so Fuchs. Insgesamt sei der Abend aber keine Enttäuschung. Das Stück sei authentisch, so der Kritiker. Im Rahmen der Biennale eines der spannenderen Projekte. Alles klappt Musiktheater von Ondřej Adámek und Katharina Schmitt Regie: Katharina Schmitt Musikalische Leitung: Ondřej Adámek Residenztheater München in Kooperation mit der Münchener Biennale Premiere am 6. Juni 2018

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5. Biographien Ondřej Adámek, 1979 in Prag geboren, studierte Komposition an der Musikakademie in Prag und am Konservatorium in Paris. Er komponiert Orchester-, Kammer-, Vokal- und elektroakustische Musik und arbeitet mit Choreografen des zeitgenössischen Tanzes zusammen. Er erhielt zahlreiche Kompositionsaufträge von Festivals wie den Donaueschinger Musiktagen, den Wittener Tagen für neue Kammermusik, Agora Festival (IRCAM, Paris), Les Musique (GMEM, Marseille), Warschauer Herbst, musica viva und arbeitet mit Ensembles wie dem Klangforum Wien, Orchestre National d'Île-de-France, Les Percussions de Strasbourg, dem Lucerne Festival Academy Orchestra, dem SWR Vokalensemble, SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sowie dem Ensemble Intercontemporain zusammen. Seine Werke wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. 2010 kam Adámek als Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD nach Berlin, wo er seitdem lebt. Katharina Schmitt, 1979 in Bremen geboren, studierte Theaterregie an der Prager Akademie der musischen Kun̈ste und arbeitet als Regisseurin und Dramatikerin. Sie hat als Autorin und Regisseurin an zahlreichen deutschsprachigen und internationalen Theatern gearbeitet, so zum Beispiel dem Prager Kammertheater, dem Prager Nationaltheater, dem Thalia Theater Hamburg, dem Schauspiel Leipzig, dem Schauspiel Stuttgart, dem Watermill Center New York. In ihrer Regiearbeit beschäftigt sich Katharina Schmitt mit Formen zwischen bildender Kunst und Theater. Seit 2012 ist sie eine der Hausregisseurinnen des Prager Theaters Studio Hrdinu. Zudem arbeitet sie regelmäßig als Librettistin und Regisseurin im Bereich Musiktheater. 2016 inszenierte sie György Ligetis Opern Aventures & Nouvelles Aventures, die Eröffnung des Festivals New Opera Days Ostrava, 2017 Jiří Kadeřábeks Oper Kein Mensch, zu der sie auch das Libretto geschrieben hat, am Prager Nationaltheater. Patricia Talacko, studierte an der Kunstgewerbeschule Basel (Textildesign) und Scénographie (Bühnen- und Kostümbild) an der DAMU (Theaterfakultät an der Akademie der Musischen Künste) in Prag. Von 2001 bis 2004 war sie Bühnenbildassistentin am Thalia Theater in Hamburg und verwirklichte erste eigene Arbeiten mit den Regisseuren Laurent Chétouane, Armin Petras und Kai Ohrem. Seit 2004 ist sie als freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin an diversen Theatern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Russland und Tschechien tätig und hat u. a. mit den RegisseurInnen Claudia Bauer, Armin Petras, David Bösch, Jo-Anna Hamann, Katharina Schmitt und Kai Ohrem zusammengearbeitet. Seit 2009 ist sie Mitglied des Performance-Duos Puškin/Talacko mit regelmäßigen Auftritten und Ausstellungsprojekten vor allem in der tschechischen Kunstszene. Weiterhin ist sie seit 2010 Ausstellungs- und Installationsassistentin für den Künstler Andrew Gilbert und kuratierte 2013 zusammen mit Zuzana Blochová die tschechisch-internationale Sektion »FLOW« an der Prague Biennale. Für die Münchener Biennale, Festival für neues Musiktheater, war sie für das Bühnen- und Kostümbild der Produktion "Alles klappt" unter der Regie von Katharina Schmitt verantwortlich.

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6. Recherche- und Archivmaterial

6.1. Postkarten aus dem Nachlass der Familie der Mutter von Ondřej Adámek

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6.2. Treuhandstelle des Ältestenrats der Juden in Prag

Das vorliegende Archivmaterial stammt aus dem sogenannten „Treuhandkatalog“, einem behördlichen Sammlungsregister, das das enteignete Hab und Gut der Deportierten des Holocausts in allen Einzelheiten dokumentierte. Sinn und Zweck der Konfiskation durch die Nationalsozialisten war eine ordentliche Maschinerie zu schaffen, um die Aufwertung und Wiederverwertung der Güter einzuleiten. Der Treuhandkatalog ist im historischen Archiv des Jüdischen Museum in Prag konserviert.

„Die einzigartige Sammlung des Jüdischen Museums geht auf eine der größten Raub- und Plünderungsaktionen der Geschichte zurück. Die Deutschen befahlen im Zuge der Deportationen die Sammlung, Ordnung und Lagerung des gesamten Besitzes aller Juden im Protektorat Böhmen und Mähren. […] Die Opfer selbst mussten diese Arbeiten durchführen und mittels einer „Treuhandstelle“ etliche „Warenlager“ mit dem Besitz der Beraubten und Ermordeten füllen.“1

Abbild 3

1 Potthast, Jan Björn: Das jüdische Zentralmuseum der SS in Prag. Gegnerforschung und Völkermord im Nationalsozialismus. Campus Verlag Frankfurt/New York, 2002, Seite: 12

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Bildquelle: Treuhandstelle při Židovské náboženské obci v Praze - zpráva (fotografie), Jewish Museum Collections. Seite:. 2 (ff.); 46; 79.

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ERSTER ARCHIVIST

Ich bin doch etwas ganz Stilles. Ich habe nur mit meinen Gegenständen leben wollen.

ZWEITER ARCHIVIST

Jetzt sind sie irgendwo in einer Kiste. DRITTER ARCHIVIST

Warum sind sie nicht hier geblieben? VIERTER ARCHVIST

Dann wäre es jetzt nicht so leer. FÜNFTER ARCHIVIST

Hoffentlich bekomme ich bald alles zurück. Meine Gegenstände.

ZWEITER ARCHIVIST

Abbau und Aufbau.

ARCHIVISTEN Schreibt bald!

Auszug aus dem Libretto ALLES KLAPPT von Katharina Schmitt Libretto für sechs Sänger und zwei Perkussionisten ausgehend von Archivmaterial des jüdischen Museums in Prag, sowie Briefen und Postkarten aus dem Nachlass der Familie des Großvaters von Ondřej Adámek, Auftragswerk für die Biennale für neues Musiktheater München 2018, S 23-24.